Der liebe Gott muss ein Musiker sein ...

 

davon sind die Spieler des Symphonischen Blasorchesters Beilngries seit Sonntag überzeugt. Erst zitterten wir vor Aufregung, dann zitterten wir angesichts des nicht enden wollenden Regens, doch zum Schluss strahlten wir vor Freude über den Riesenerfolg mit der Sonne um die Wette. Eine Viertelstunde vor Beginn des ersten Open-Air Konzertes im Alten Amtsgerichtshof hörten die heftigen Gewitter auf und die Sonne schien. Im Nu füllten sich die Stühle mit Zuhörern, der Besucherandrang war sogar so groß, dass nicht jeder einen Sitzplatz ergatterte. Orchesterleiter Hans Haas und seine Musiker hielten ihr Versprechen, die Gäste mit einem abwechslungsreichen Programm zu begeistern.


Schon beim ersten anspruchsvollen Stück „Chicago Festival“ sprang der Funke zwischen Orchester und Publikum sofort über. Der Komponist besuchte im Dezember 2007 die „Mid West“, eine der bedeutendsten Veranstaltungen für Bläser und Blasmusik in den USA. Inspiriert von dem energiegeladenen Geist der Millionenmetropole schrieb er dieses fulminante Stück, mit dem sich auch die Beilngrieser im Juni den Wertungsrichtern des Norbayerischen Musikbundes stellen werden. Weiter gings mit „Alley Cat“, einem Ohrwurm, der bei uns als „Schwarzer Kater Stanislaus“ bekannt wurde. Charmant und souverän führte Sängerin Kristin zusammen mit Orchesterleiter Hans Haas durch den Abend. Eine Stecknadel hätte man fallen hören können, als sie mit gefühlvoller Stimme das Titellied aus dem gleichnamigen Film „The Rose“, der einen Goden Globe erhielt, vortrug. Richtig Gas geben durften die Trompeten mit dem Rock’n Roll „Rockin’ Trumpets“. Seine Leidenschaft für dieses Instrument bewies unser Dirigent mit dem Trompetensolo aus dem Klassiker „My Way“ von Frank Sinatra.

Mit einem Twist aus Russland wartete das „Ensemble KlaPoSa“ auf. „KlaPoSa, das setzt sich zusammen aus Klarinette, Posaune und Saxophon oder Klassik, Pop und Sampler“, erklärte Kristin den Zuhören. Die kleine Gruppe gründete sich im vergangenen Herbst aus Musikern des Hauptorchesters, die sich zusammen mit ihrem Musiklehrer Viktor Bode einmal im Monat im Sauhüterturm in Beilngries treffen, um Stücke aus den Bereichen Blues, Dixie oder Gospel einzustudieren.Dass auch die traditionelle Blasmusik ihren Platz hat, bewies das Orchester nach der Pause mit der böhmischen Polka „Wir Musikanten“.

Der absolute Höhepunkt des Abends aber war der Premierenauftritt des Duos Kristin Schmidt und Matthias Betz. „Ich lebe für sie, die Musik“ sangen einst Andrea Bocelli und Judy Weiss. „Vivo per lei da quando sa” bekannte Matthias seiner Partnerin. “Ich lebe für sie - genau wie du“ pflichtete Kristin ihm bei. Noch vor einigen Monaten appellierte Hans Haas während einer Orchesterprobe an seine Musiker: „Wir suchen einen jungen, gut aussehenden Tenor.“ Dass dieser schon in der letzten Reihe am Schlagzeug saß, darauf kam keiner. Entdeckt hat ihn die junge Sängerin Kristin am Probenwochenende in Riedenburg und dass die beiden ein Traumpaar mit wunderschönem Stimmklang sind, davon ist auch das Publikum überzeugt. Der Beifall wollte gar kein Ende nehmen. Mit den Worten „Zwei Talente stehen hier und 40 sitzen hinter mir“, bedankte sich Orchesterchef Haas bei seinen Musikern. Mit dem Titel „Time to say goodbye” verabschiedete Kristin die Gäste in den Abend.

Kristin Schmidt und Matthias Betz

Aber das Orchester kam um zwei lautstark geforderte Zugaben nicht herum. Noch einmal sorgte Kristin mit „Amazing Race“, einem der bekanntesten englischsprachigen Kirchenlieder für Gänsehaut. Ohne Instrumentalbegleitung traf die junge Interpretin dabei jeden Ton, bevor sie die Musiker klangvoll unterstützte. Das fetzige Medley „Pirates of the Caribbean“ beendete das erste Open-Air Konzert des Symphonischen Blasorchesters.

22. Mai 2011